Schwangerschaftsupdate – das erste Trimester und was es schönes mit sich bringt

PollyAugust 12, 2020

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich vor meinem Laptop sitze und ein Update zu meiner Schwangerschaft niederschreibe. Wie oft habe ich mit Freundinnen über das Mama-sein philosophiert und wie es sich wohl anfühlt, einen kleinen Menschen in seinem Bauch zu haben. Nun gehört das ganze zur Realität und doch fühlt es sich jeden morgen noch nicht richtig danach an.

Vor allem das erste Trimester war für mich eine wahre Achterbahn der Gefühle, in dem ich noch viel viel weniger realisiert habe, was da eigentlich gerade passiert. Tage erfüllt von Freude und Angst, andere von Verunsicherung und Überforderung. Da ich selbst zu den ersten im Freundeskreis gehöre, die all das erleben, hat es mir damals sehr geholfen die Schwangerschaftsupdates anderer Mommys to be zu lesen. 
Es gibt einfach so vieles, was einem in Büchern nicht erzählt wird. Vor allem ist jede Schwangerschaft aber eins – etwas einzigartiges, lass dich also auch von meiner Geschichte nicht beeinflussen oder verunsichern. 

Kann es sein, dass du schwanger bist?

Die meist gestellte Frage „Wann hast du gespürt, dass du schwanger bist?“ passt perfekt zum Anfang meines erst Trimester Updates. Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern. Ich zog mir eines morgens im Mai meine Laufschuhe an und ging, wie an fast jedem Samstag Morgen eine Runde laufen. Diesmal war aber irgendwie alles anders. Der Puls auf 180, die Pace so viel langsamer als die Tage zuvor. Es hat sich angefühlt, als würde mir mein Herz gleich durch die Speiseröhre über den Mund rausspringen, so doll hat es geschlagen.
Nun ja, dachte ich mir, du hattest noch vor wenigen Wochen Dengue Fieber, dein Körper ist einfach noch geschwächt, mach dich nicht verrückt. Der Tag danach – genau so!
Wie immer hielt ich meine Instagram-Laufcommunity natürlich via Story uptodate und es trudelten ganz schnell die ersten Nachrichten in meinen DMs ein. Eine davon hat mich zum Nachdenken gebracht. 

“ Kann es sein, dass du schwanger bist? Würde auch passen…“

Schwanger? Ich? Kann das sein? Direkt ging die Rechenmaschine in meinem Kopf los. Fazit: Möglich wäre es, aber es würde auch an ein kleines Wunder grenzen. Ich muss euch jetzt nicht erklären, wie man Babys macht, allerdings habe ich bei schneller Recherche herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit an seinem fruchtbarsten Tag schwanger zu werden, bei gerade mal 27% liegt. Und ich sag mal so – wir wussten worauf wir uns einlassen, haben aber nicht damit gerechnet dass es direkt passiert.
Somit habe ich den Gedanken an eine Schwangerschaft recht schnell aus meinem Kopf gestrichen. Dengue, es werden die Spätfolgen von Dengue sein…

Nein, Du bist nicht schwanger...schau doch mal der Test ist negativ

Tage vergingen, an meiner Fitness hat sich nichts gebessert, im Gegenteil. Selbst das Treppensteigen wurde zu einer richtigen Herausforderung, die mich aus der Puste brachte. Es folgten weitere Symptome; Übelkeit, Müdigkeit, Brustspannen.

Natürlich habe ich direkt mit meinem Freund darüber gesprochen und es vergingen mehrere Tage, in denen wir darüber philosophiert haben, ob das nun sein könnte oder nicht. Ich wurde mir meiner Sache von Tag zu Tag sicherer. Ich kenne meinen Körper in und auswendig und diesmal ist mein Zyklus komplett anders, sagte ich noch zu ihm. Warum hast du nicht einfach einen Test gemacht, fragt ihr euch jetzt sicherlich?  Den soll man eigentlich erst ab ausbleiben der Periode machen und so weit war ich noch nicht. Ich hatte noch 5 Tage. 5 Tage, die mich maximal wahnsinnig vor Neugier gemacht haben. 
Das Wochenende sollten wir in den Norden fahren, weil wir einen Termin in einem Autohaus hatten und würden bis zum Sonntag Abend auch in Hamburg bleiben. Gut, am Montag wäre ich somit zu spät und könnte dann in aller Ruhe zu Hause in Berlin den Schwangerschaftstest machen. 
Am Freitag brachte er aus der Drogerie 2 Schwangerschaftstests mit. Der Mann hat mitgedacht und sogar Frühtests besorgt! Theoretisch hätte ich also auch direkt auf der Stelle diese Tests aufreissen und raufpinkeln können. Dilemma – wollen wir es wirklich erfahren, während wir gerade bei meiner Mutter sind? Wir waren uns einig damit zu warten, bis wir in unseren eigenen vier Wänden und ganz für uns alleine sind.

Ich sag euch, wenn man diese Vorahnung hat, lässt einen nichts mehr los! An dem Wochenende gab es für uns beide kein anderes Thema mehr. Ich wurde zum Google Doktor und habe natürlich schon alles an Krankheiten abgeklappert. „Wiktor, wenn ich nicht schwanger bin, dann bedeutet es, dass ich irgendeine Krankheit haben muss!“. 
Den Samstag haben wir bei Freunden verbracht, das Glas Wein wurde vorsorglich abgelehnt. Bei einem Spaziergang durch den Wald am nächsten Tag bekam ich so ein starkes ziehen im Unterleib – okay there it is…meine Periode! Aber Fehlalarm…und bei Google wurde ich wieder fündig, das nächste Schwangerschaftsanzeichen…

Sonntag 5Uhr morgens…Ich kann nicht mehr schlafen, werde wahnsinnig, weil mich die Neugierde einfach nicht mehr loslässt. Ich muss jetzt diesen verdammten Test machen, ich kann einfach nicht mehr warten! Ich huschte also leise zum Rucksack, griff nach einem der Tests und ging auf Zehenspitzen ins Badezimmer. Aufreissen, draufpinkeln und warten. Hast du das jetzt richtig gemacht? War das zu viel, zu wenig? Zu lange, zu kurz? Da stand ich nun, mit dem Test in der Hand und konnte das Ergebnis einfach nicht deuten – WOW! Ist das ein Plus oder ein Minus? Hielt ich den Test gegen das Licht, war ein eindeutiges Minus zu sehen, legte ich es auf den Tisch, hätte es ein Plus sein können. Genervt schlich ich also aus dem Bad zurück ins Schlafzimmer. „Wiktor ich habe den Test gemacht“ flüsterte ich ihm ins Ohr. Er sprang natürlich direkt auf! „Und?“ . „Ich hab keine Ahnung“ antwortet ich.
Er hielt den Test hoch und sagte „Nein Polly, du bist nicht schwanger, schau doch der Test ist negativ“. Enttäuscht nahm ich das Ergebnis hin, wusste aber insgeheim, dass das einfach nicht stimmen konnte.Vielleicht war es einfach zu früh.. ich hatte ja noch Test Nummer 2.

Am Sonntag Abend zu Hause angekommen, packte ich unsere Sachen auf dem Küchentisch aus, unter anderem den benutzen Schwangerschaftstest. Hmm komisch, sieht jetzt im dunkeln irgendwie doch wie ein Plus aus. Der Test verliert nach 15Minuten aber auch an Gültigkeit. Wahrscheinlich hatte sich einfach das ganze Fenster nach so vielen Stunden eingefärbt. Kurze Zeit später stand auch der Mann in der Küche neben mir, griff nach dem Test, schaute kurz drauf und sagte dann “ ähmm Polly, du bist schwanger“.
„Wie jetzt? Du hast heute morgen noch gesagt, dass ich es nicht bin!“ 

„Hey du weisst, was für ein verschlafener Typ ich bin, ich war einfach komplett verpeilt, als du mich heute morgen aus dem Tiefschlaf gerissen hast. Aber guck doch mal, der Test ist positiv“.

Lange Rede kurz Sinn. Ich holte direkt Test Nummer 2 raus, ging auf Klo und keine zwei Minuten später standen wir mit Freudentränen gemeinsam in der Küche.

Und dann bringt dich an einem Tag ein Burger, am nächsten eine Pizza zum weinen...

So, das war jetzt ne etwas längere Vorgeschichte, aber sicherlich bisher einer der schönsten Momente meines Lebens. Und weil die Frage, wann ich es gespürt habe so oft kam, durfte das natürlich nicht fehlen. Kommen wir nun zum richtigen Update meines ersten Trimesters.

An dem Tag, als wir den positiven Test in der Hand hielten, war ich in der 5. Woche Schwanger und wollte natürlich so schnell wie möglich alles wissen, um mich auf dieses Ereignis vorzubereiten. In meinem Kopf machte ich mir direkt eine To-Do Liste für den Montag.
Frauenarzt Termin, Schwangerschaftslektüre, Schwangerschaftspräparate, diverse Apps durchforsten etc. Ich habe mich selbst gar nicht wiedererkannt. Ich bin normalerweise der unstrukturierteste und unorganisierteste Mensch auf diesem Planeten und eigentlich halte ich von Doktor Google auch ziemlich recht wenig. Und doch erwischte ich mich dabei, wie ich das ganze World Wide Web nach allen möglichen Infos durchforstete. Fluch und Segen! Klar habe ich viele Dinge gelernt, die mir vorher noch gar nicht so bewusst waren. Wusstest du z.b. dass die erste Schwangerschaftswoche bereits die Woche deiner letzten Periode ist? Ja, man ist rechnerisch quasi schon schwanger, obwohl man noch nicht schwanger ist. Und deshalb geht eine Schwangerschaft auch offiziell 10 Monate und nicht 9. Es sind ja immerhin 40 Wochen. Egal, zurück zum wesentlichen.

All die guten, wissenswerten Sachen die man so im Netz findet, sind auch hilfreich, wenn man denn nicht auch ganz viel Müll zwischendrin konsumieren würde. 
Was mir die größte Unsicherheit verschaffen hat – ESSEN! Auf einmal darf man gefühlt gar nichts mehr essen. Ich sag’s euch, die ersten Wochen habe ich auf jeden Furz geachtet. Hinzu kam noch, dass mein Frauenarzt mir angeraten hat, erstmal komplett auf Fleisch zu verzichten, so lange der Toxoplasmose Test nicht ausgewertet war. Also einen ganzen Monat kein Fleisch. Ihr wisst wie das ist… man will immer das, was man gerade nicht kriegen kann. 
Und so standen Wiktor und ich eines Abends in der Küche und haben Burger selbst gemacht. Er die super-fancy Patties vom Schlachter unseres Vertrauens, ich irgendwelche Beyond-Meat Variationen. Dazu muss ich sagen, dass ich nie etwas gegen Fleischersatz hatte und sogar ziemlich oft freiwillig dazu greife. Eins solltest du wissen, der Geschmack während der Schwangerschaft ist von jetzt auf gleich komplett anderes! Und er ändert sich auch mit einem Wimpernschlag. Dinge, die du vorher geliebt hast, schmecken auf einmal nicht mehr, andere sind ganz hoch im Kurs, obwohl du jahrelang keinen Gedanken an sie verschwendet hast.

Zurück zu den Burgern – da saßen wir nun auf dem Sofa und haben beide genüsslich reingebissen. Nur dass mir keine Sekunde später die Tränen in die Augen schossen. „Der schmeckt ekelhaft und nach Pappe! Ich will den scheiss nicht essen“ Ja, das war mein erstes Food-Dilemma, aber definitiv nicht mein letztes.

Das nächste folgte direkt ein paar Tage später. Da hat es eine Pizza geschafft mich zum weinen zu bringen. Warum? Ich war einfach komplett verwirrt, welchen Käse ich essen darf. Mozzarella steht auf einigen „Not-to-eat“ Listen, weil er eventuell aus nicht pasteurisierter Milch besteht. Ich war so paranoid, dass ich dann komplett auf vegan umgestellt hab. Meine Pizza sah demnach aus wie ein ausgetrocknetes Stück Teig…

Lange Rede, kurzer Sinn… was will ich euch mit beiden Geschichten sagen? Macht euch nicht so verrückt, wie ich mit dem Thema essen. Wer googelt, der findet und dann „darf“ man irgendwann nichts mehr essen. Ich halte mich mittlerweile an die ganz simple Regel : Nichts rohes vom Tier, bei Grünzeug alles gründlich durchwaschen und bei Käse ist das meiste aus dem Supermarkt pasteurisiert (steht auch auf den Produkten).
Ich hab zudem das Gefühl, dass die Sinne während der Schwangerschaft so verschärft sind, dass ich auf viele der Produkte, die ich meiden soll auch wirklich kein Appetit habe – ausser Hering, aber da kommt der Hamburger Fischkopp durch.

Ein halb geladener Duracell Hase...

„Und, hast du mit Schwangerschaftsübelkeit zu kämpfen?“ 
Auf alle Fälle auf Platz 2 der meistgestellten Fragen. Ich muss zugeben, auch eine, an die ich immer gedacht habe, beim Thema Schwangerschaft. Man kennt es aus Filmen auch nicht anderes. Die Frau hängt über der Schüssel und mit der ersten Kotzeritis kommt ihr der Gedanke schwanger zu sein. Ich hatte da Glück. Auch ich hatte mit Übelkeit zu kämpfen und das nicht selten, denn eins kann ich euch auch sagen, das Wort „Morgenübelkeit“ darf man in Verbindung mit Schwangerschaft direkt aus dem Wortschatz streichen. Es wäre schön, wenn einem NUR morgens schlecht wäre. Bei mir hat sich die Übelkeit durch den ganzen Tag geschlichen. Oft war mir beim Autofahren flau und übel und auch so im Alltag immer mal wieder.  Unangenehm war das ganze schon, aber für mich auszuhalten. Mit einem Bissen in nen Cracker oder ein Stück Brot hatte sich die Übelkeit auch schnell bei mir verabschiedet. 
Was mir so richtig zugesetzt hat, war die unendliche Müdigkeit. Ohne es zu übertreiben, kann ich euch sagen, dass ich einfach NIX auf die Reihe bekommen habe. Ich hätte 24/7 schlafen können, habe mich so weggetreten kraft- und energielos gefühlt. Ungelogen habe ich 2-3Wochen kaum etwas geschafft. Mit der Arbeit hing ich hinterher, im Haushalt war an nix zu denken. Ich war froh, wenn ich es geschafft habe, mit dem Hund ne Runde Gassi zu gehen. Um 20Uhr waren dann auch jeden Tag alle Lichter aus und ich im Dreamland. Ironischerweise habe ich das mit der extremen Müdigkeit auch erst so richtig realisiert, als ich meine Energie zurück hatte. Krass dachte ich, du hast einfach Wochenlang vor dich hinvegetiert.

Und auch da kann ich nur sagen, macht euch nicht verrückt. Der Körper macht so eine starke Veränderung durch. Wie sagte mein Frauenarzt so schön „Ihr Körper baut gerade das Haus für das Baby, sie dürfen sich so fühlen“
Lass es also zu, mach auch unbedingt öfter die Pausen und hör da auf deinen Körper. Er hat seine Gründe, warum er dich so oft in die Knie und zu einem Mittagsschlaf zwingt.

Das Beste kommt zum Schluss...

Ja, das erste Trimester ist kein Zuckerschlecken! Dennoch möchte ich diesen Artikel nicht mit Schmerz und Negativität beenden. Es gibt so viel schönes, was auch das erste Trimester mit sich bringt. Man muss den Fokus nur auf alle die positiven Dinge legen, auch wenn es nicht immer so leicht ist.
Erstmal darfst du dir so richtig doll auf die Schulter klopfen – du erschaffst gerade ein Leben! Wie verrückt ist das? Und noch dazu eine richtige Heldentat, wie ich finde.
Ich ziehe vor allem den Hut vor allen Muttis, die nicht das Privileg haben von zu Hause aus zu arbeiten.
Oft gab es Tage, an denen ich es verflucht habe, eine Frau zu sein. Habe meinen Partner um seine Freiheit beneidet. Rückblickend würde ich es mir nicht anders wünschen. Es ist ein einmaliges Gefühl all diese Veränderungen in seinem Körper zu spüren, ihn noch mal ganz neu kennenzulernen und auch einfach ab Tag 1 so eine starke Bindung zu diesem kleinen Würmchen im Bauch aufzubauen. 

In Zeiten von Corona, weiss ich es gerade sogar noch mehr zu schätzen eine Frau zu sein. Leider durfte mein Partner noch nicht einmal mit zum Frauenarzt. Ich habe zwar jedes Mal fleissig mitgefilmt, aber das Baby zum ersten Mal auf dem Bildschirm zu sehen, zu sehen wie es sich bewegt und jeden Monat größer wird, ist etwas unbeschreibliches. Ich sag’s euch, das ist wirklich Liebe auf den Ersten Blick! 

Eins habe ich mir im ersten Trimester auch immer wieder vor Augen gehalten – auch das geht vorbei und ist vergessen sobald man das Baby zum ersten mal in seinem Bauch spürt.

Also haltet durch Ladies und versucht euch immer schön positive Gedanken zu machen und euch ordentlich von euren Freunden, Familie und vom Partner auf Händen tragen zu lassen! Ihr dürft in der Zeit etwas egoistischer sein und euch von Kopf bis Fuß verwöhnen lassen 🙂

 

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